1873
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in Riedlingen von Christian Schmidt und Heinrich Stoll gegründet und 1880 nach Neckarsulm verlegt wurde. Das Unternehmen firmierte ursprünglich als „Mechanische Werkstätte zur Herstellung von Strickmaschinen“, stellte aber ab 1886 Fahrräder her und war ab 1901 maßgeblich an der frühen Entwicklung von Motorrädern in Deutschland beteiligt. Mitte der 1950er Jahre war NSU nach Stückzahlen der größte Zweiradhersteller der Welt.
Der Name NSU, der ab 1892 als Markenname bzw. Markenzeichen verwendet wurde, ist ein Kurzwort für den Stadtnamen Neckarsulm, der sich wiederum von den beiden Flüssen Neckar und Sulm ableitet, die hier zusammenfließen. Für das Unternehmenslogo wurde anfangs aus dem württembergischen Staatswappen von 1806 eine der drei übereinanderliegenden Hirschstangen entlehnt; zwischen die vier Zinken der Stange wurden die Buchstaben N S U eingetragen. Entgegen einem weitverbreiteten Irrglauben leitet sich der Name NSU nicht von „Näh- und Strickmaschinen Union“ oder „Neckarsulmer Strickwaren Union“ ab. Ein Unternehmen, das einen dieser Namen getragen hätte, gab es nie. |
1886
stockte der Absatz der fast ausschließlich nach Österreich verkauften Strickmaschinen. Auf der Suche nach einer geeigneten Ergänzung des Produktionsprogramms erkannte man die Vorzüge des Fahrrades, das sich damals zu einem Siegeszug durch die Welt anschickte. Aus der mechanischen Werkstatt wurde eine Fahrradfabrik, deren Name von nun an „Neckarsulmer Fahrradwerke Act.-Ges." lautete.
1888 |
leistete man in Neckarsulm den ersten Beitrag zum Automobilbau. Nach Plänen des technischen Direktors Zeidler wurden Fahrgestelle für die ersten vierrädrigen Wagen von Gottlieb Daimler gefertigt (Daimler-Stahlradwagen). Fahrgestelle ähnlicher Konstruktion verließen Anfang 1890 die Werke in Richtung Paris, wo sie mit den ersten Benzinmotoren des Hauses Peugeot-Freres zusammenmontiert wurden. Jahre später (1923) bescheinigte man den Neckarsulmern in einer Festschrift für diese Frühzeit des Automobilbaus „reiche Erfahrung in der rationellen Herstellung von Stahlrohrrahmen und Laufrädern". |
1892 |
knobelten die bärtigen Fabrikanten das Markenzeichen NSU aus, indem sie aus dem Ortsnamen NeckarSUlm drei Buchstaben entlehnten. Trotz wachsender Konkurrenz ging es bei NSU aufwärts. Die allmähliche Umwandlung in einen Großbetrieb nahm ihren Anfang. Es wurde neu gebaut, der Maschinenpark von 150 auf 295 Werkzeugmaschinen erweitert. 1897 erhöhte man das Aktienkapital auf eine Million Mark, verbesserte ständig die Fahrradtechnik und brachte die Teile unter der geschützten Marke „ NSU mit dem Hirschhorn" in den Handel. |
1900 |
war das Geburtsjahr der NSU-Motorräder. Weil man nicht klotzige Ungetüme baute/ sondern „Fahrräder mit Motor“, stieg die Nachfrage nach NSU-Motorrädern stark an. NSU wurde zur bedeutendsten Motorradfabrik, deren Modelle vielen anderen Firmen als Vorbild dienten. Noch ehe eine englische Motorradindustrie existierte, waren die Neckarsulmer auf dem englischen Markt vertreten und lieferten bereits in den Anfangsjahren jährlich über 100 Maschinen nach Südafrika. |
1905 |
baute man zwar noch belgische Automobile in Lizenz, trug aber schon den Gedanken, eigene Konstruktionen zu entwickeln und im folgenden Jahr zu verwirklichen. 1913 entwickelte NSU für die Truppen der Heeresleitung ein zuverlässiges Motorrad, gleichzeitig entstand der erfolgreiche NSU-Wagen 5/15 PS, der sich über 10 Jahre lang großer Beliebtheit erfreute. Nach der Zeit des Ersten Weltkrieges von 1914 bis 1918 machte es die große Geldentwertung nötig, den Betrieb auf eine breitere Kapitalgrundlage zu stellen: Das Aktienkapital wurde 1920 auf 10 Millionen Mark, im folgenden Jahr auf 20 Millionen Mark und 1922 auf 41 Millionen Mark erhöht. 1923 bildete die Motorrad Produktion den Schwerpunkt. 3.500 Mitarbeiter zählte das Werk. Im gleichen Jahr belegte NSU die ersten drei Plätze beim Avus-Rennen. |
1925 |
schickte NSU den Prototyp eines neuen Sechszylinders beim ersten „Großen Preis von Deutschland“ für Sportwagen an den Start. Ein Wagen, der vor den Marken Mercedes, Bugatti und NAG Gesamtsieger wurde. Zwei Jahre später führte NSU als erstes deutsches Werk im Motorradbau das Fließband ein. 1928 debütierte der Sechszylinder-Tourenwagen. Er war für lange Zeit das letzte NSU-Automobil, denn 1929 zwang die Wirtschaftskrise das Werk, den Automobilbau auf Jahrzehnte einzustellen - die Pkw-Produktion mitsamt den Anlagen wurde an Fiat Turin verkauft. |
1932 |
stellte NSU die Lieferung der bis dato weiterhin für NSU/Fiat produzierten Motorwagen-Untergestelle ein und erlangte so die Loslösung des Unternehmens vom italienischen Fiat-Konzern. Man schloß sich mit der Firma „Deutsche Industrie Werke AG" in Berlin zu einer Fabrikations- und Verkaufsgemeinschaft zusammen, was die Änderung des Firmennamens in „NSU D-Rad Vereinigte Fahrzeugwerke AG" zur Folge hatte. |
1939 |
wurde Wilhelm Herz erstmals für den NSU-Werksrennstall verpflichtet. Mit der neu konstruierten 350-ccm-Kompressor-Rennmaschine sollte er die erfolgreiche Renntradition fortsetzen. In den Kriegsjahren 1939 bis 1945 wurde zugunsten der Rüstungsproduktion die Herstellung von Fahrrädern und Motorrädern eingeschränkt. In Spezialabteilungen fertigte man jetzt militärtechnische Erzeugnisse; als Neukonstruktion erschien das NSU-Kettenkrad. |
1945 |
zerstörten Bomben einen Großteil der Werksanlagen. Nach dem Einmarsch der Amerikaner wurde das Werk der amerikanischen Besatzungsmacht übergeben. Nach Kriegsende entstand in den Produktionsanlagen ein Reparaturwerk für Lastwagen der US-Army. Nach der Zeit des großen Wiederaufbaus, 1949, arbeiteten bereits wieder 3.000 Werksangehörige bei NSU. Die erste Neukonstruktion nach dem Krieg, die NSU-Fox, leitete eine neue Richtung im Motorradbau ein. |
1951 |
begannen die Stoppuhren für Weltrekordfahrten zu ticken. Naturtalente wie Wilhelm Herz und Herman Böhm fuhren die schnellen NSU-Kompressormaschinen. Mit 290 km/h setzte NSU im April 1951 neue Perspektiven. Im Serienbereich fasste der Motorroller Fuß. Anfangs als Lizenz der Innocenti-Lambretta, rollte später die eigene Konstruktion, der Lambretta-Roller, über die Straßen. |
1957 |
Die Zweiradzeit ging ihrem Ende entgegen. Man stellte zum ersten mal seit 1929 wieder auf vier Räder um: Der „Prinz", ein neuer Kleinwagen, wurde geboren. Und auf dem Prüfstand der NSU-Forschungsabteilung wurde der erste Rotationskolben-Motor angeworfen. 1958 gesellte sich zum Prinz das Sport-Prinz- Coupe hinzu, im März 1959 verließ der 20.000ste Prinz das Werk. Ein paar Monate später stellte NSU den Wankel-Motor Presse und Publikum vor. Im gleichen Jahr beschloß die Hauptversammlung wieder einmal die Umbenennung der Firma; der Name lautete jetzt: „NSU Motorenwerke Aktiengesellschaft Neckarsulm". |
1961 |
baute NSU den „deutschen Kompaktwagen neuen Stils", den NSU Prinz 4, der die kleineren Prinz-Typen l bis III ablöste. Der Umsatz zeigte permanenten Aufwärtstrend, nicht alle vergleichbaren Unternehmen hatten den Übergang vom Zweirad- zum Automobilwerk so glänzend geschafft. Bis Mitte 1963 hatte man bereits 200.000 Automobile produziert. Investitionen im Jahre 1964 in Höhe von DM 60 Millionen trugen 1965 deutliche Früchte: Die Umsätze stiegen um knapp 20%, 1.560 neue Mitarbeiter mußten eingestellt werden. |
1966 |
lief das 500.000ste Automobil, ein NSU 1200, vom Band. Und es gab auch einen Beweis für die praktische Bewährung des NSU/Wankel-Motors: Zum ersten mal in der Geschichte des Motorsports gewann ein Wagen mit dem neuen Motorprinzip die „Deutsche Grand-Tourisme-Rallye-Meisterschaft". 1967 präsentierte NSU nach fünfjähriger Entwicklungszeit den NSU Ro 80, en Automobil-Experten aus zwölf Ländern zum Auto des Jahres wählten. Ende des Jahres zählte NSU in Neckarsulm zusammen mit der Belegschaft in den Werken Heilbronn/ Neuenstein und bei den NSU-Vertriebsgesellschaften einen Personalstand von 9.910 Mitarbeitern. |
1969 |
In den letzten Monaten vor der Fusion mit der Auto Union erhöhte sich der Absatz der Automobile um fast 15% gegenüber dem Vorjahr, dennoch waren die Gewinnspannen knapp. Auch in der Entwicklung gab es hohe Kosten. Ein neuer Mittelklassewagen (K 70) mit 1,6-Liter-Motor und Frontantrieb war geplant. Im Frühjahr 1969 kam es zu dem entscheidenden Beschluß: Die Aufsichtsräte der Auto Union GmbH, der NSU Motorenwerke AG und der Volkswagenwerk AG sagten Ja zur Fusion der Ingolstädter und Neckarsulmer Automobilbauer. Die beiden Unternehmen waren vereint unter dem neuen Namen AUDl NSU AUTO UNION AG. Zum 1. Januar 1985 ist die Umbenennung des Unternehmens in AUDI AG wirksam geworden, um einerseits eine unverwechselbare Identität zwischen dem Unternehmen und seinen Produkten zu schaffen, andererseits sollten international sprachliche Schwierigkeiten des alten Namens beseitigt werden. Dennoch gilt der Name NSU für nicht immer verschwunden, eine im November 1984 gegründete NSU GmbH wird sich in besonderer Weise der Traditionspflege und den damit verbundenen historischen Interessen dieser Marke widmen. |